Kinderwunsch bei MS

Kinderwunsch bei MS

Da ist er, ich wollte etwas aus meinem Leben erzählen und dies „Einfach so“. Im heutigen Blogpost geht es um „Kinderwunsch bei MS“ und die Rolle als Vater. Am Valentinstag, ein passender Ort und Zeit für solch ein Thema. 💗

Mein emotionaler Blogpost vom: 14. Februar 2022

#MultipleSklerose #Vater #Mutter #Schwangerschaft #Kinderwunsch


Kinderwunsch bei MS

Es sind einige Wochen ins Land gezogen, Zeit das dieser angekündigte Blog endlich online geht. Einfach so – Wie kommt man denn auf solch eine banale Bezeichnung? Dies ist schnell erklärt, einfach so. Spaß beiseite, die Bezeichnung / Beschreibung fiel mir eher spontan ein. Wenn ich mich auf den Weg zu einem neuem Thema für den Blog mache, kommt der Titel oder Zwischenüberschrift oft kurz vor der Fertigstellung. Der Grund ist so einfach, zuerst kommt das Thema inklusive Inhalt. Zu meinem Leben gehören Gedanken – deshalb möchte ich diese immer wieder mit euch in unterschiedlichen Blogpost teilen. 👨🏻‍💻

Bei meiner Recherche zum Thema; „Kinderwunsch bei MS“ bezog sich oftmals alles auf die Frau. Nur ist der Kinderwunsch bei einer Erkrankung nicht so einseitig, wie oftmals dargestellt. Zu jeder Schwangerschaft einer Frau mit oder ohne MS gehört in der Regel ein Vater, sprich die männliche Version. 

Meine Gedanken zur Schwangerschaft

Ist die Frau an MS erkrankt, ist das Thema Schwangerschaft oftmals im Internet oder der MS-Community stark vertreten, frequentiert und behandelt. Denn mehr als zwei Drittel der Erkrankten sind Frauen. Unterschiedliche Erfahrungsberichte kann man auf den einschlägigen Plattformen entdecken. Nicht dass dies jemand falsch versteht, das ist gut und wichtig, gerade bei einer Erkrankung wie MS und einer möglichen Schwangerschaft. Nur wer schreibt oder kümmert sich um die Väter, egal ob dieser erkrankt ist, oder nicht? Selbst kann ich nur etwas aus meiner Situation dazu schreiben. Es ist mir wichtig, denn es ist eine besondere Geschichte und sehr eigene Gedanken.

Würde ich heute nochmals handeln wie ich gehandelt habe?

Es sind meine Gedanken, als MS-Erkrankter. Lange haben wir gemeinsam überlegt, ob wir in unserem Alter damals (Frau 36 / Mann 38) nochmals ein Kind bekommen sollten? Hatten wir doch bereits drei Söhne, und nach unserer Erfahrung mit K3 und der Schwangerschaft mussten wir lange überlegen, ob wir das Risiko nochmals eingehen wollten und können. Bekam ich doch drei Monate nach dem Tod von K3 (unserem Sohn Julian) meine Diagnose Multiple Sklerose und K1 sowie K2 hatten in dieser Zeit schon genug ertragen müssen. Manchmal mehr, als Ihre jungen Seelen vertragen konnten. Mehr wollte und konnte ich Ihnen nicht zumuten. Dies alles passierte im Zeitfenster von Dezember 1989 bis Februar 1990. Auch die nächsten Jahre waren für uns als Familie mehr als nur „EINE“ Aufgabenstellung. 

Zum Tod von Julian (K3)

Heilt die Zeit wirklich alle Wunden?

Die Zeit lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.

Informationsbox: Fruchtbarkeit

Die Fruchtbarkeit (Fertilität) von Männern und Frauen mit MS ist nicht eingeschränkt. Dennoch sind MS betroffene Frauen häufiger kinderlos oder haben weniger Kinder als gesunde Frauen. Ob dies eine biologische Ursache hat, ist bisher nicht bekannt.

1996, das Jahr der Veränderung 

Nach einer Fehlgeburt war meine Frau im Jahr 1996 nochmals schwanger. Die Gedanken waren klar, sollte wiederholt etwas passieren lassen wir das Thema Nachwuchs dann lieber ruhen. Meine Frau gibt sich gerne stark – auch meinetwegen. Aber auch dies hat Grenzen. Im August 1997 kam dann K4 zur Welt. Mit drei Wochen Verspätung gefiel es ihr wohl in Mamas Bauch. Mein schönstes Erlebnis zu dieser Geburt? Wir hatten im Kreißsaal jeder ein eigenes Bett. 🛏 Mein Rollstuhl stand direkt zwischen den beiden Betten und ich war nach der Einleitung dieser Geburt so angespannt, dass mir die Schwestern in der Klinik in Wiesbaden dies angesehen hatten, der Kerl ist einfach durch. Kannten doch alle unsere Geschichte in dieser Klinik, die war über Monate mein Zuhause. Zumal die Kinderintensivstation direkt angebunden war.

Das Geschlecht war mir sowas von egal 

Durch die Fruchtwasseruntersuchung wussten wir das Geschlecht bereits, jetzt war nur eines wichtig, ist das Kind gesund und die Mutter wohlauf? Meine größte Sorge war, dass wieder etwas passieren könnte. Beim Anruf aus dem Labor bin ich damals durch das Hochreißen der Arme vom Sofa gefallen und meine Frau sagte; jetzt sagt schon… Ist alles okay? Ja, es war bis hierhin alles im grünen Bereich. Dies als kleine zwischen Information. Es war also der 7. August und ich zum vierten Male Vater geworden. Ich konnte mich kaum richtig freuen, die Entspannung entlud sich in mir und ich war nur am Heulen. Der Arzt, die Schwestern, fahren sie zu ihrer Frau und Tochter, es ist alles gut gelaufen und alle sind wohl auf.

Ungläubig lief alles nochmals wie ein Film ab

Jede Erfahrung um K3 lief vor meinem Auge wiederholt ab. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen, wie soll ich dies als Vater mit MS nur schaffen. Es war knapp vor 19:00 Uhr und ich damals noch ein Raucher, da musste ich vor die Tür und eine rauchen, logisch. Wieder oben angekommen war ich immer noch nicht bereit diese Tür vom Zimmer zu öffnen. Ich fuhr mit meinem Rolli und fragte wiederholt; ist wirklich alles in Ordnung? Alle sind gesund, schauen Sie bitte nochmals nach, König ist unser Nachname und die kleine sollte Celine-Joelle heißen. Ja, Herr König, alles ist gut gelaufen, ihre Frau hat diese Geburt genossen und hat alles mehr als tapfer erledigt – sie können Stolz auf ihre beiden Frauen im Hause König sein.

Kinderwunsch bei MS

Der Weg vom Schwesternzimmer bis zu meiner Frau und Tochter war lang, und ich fuhr immer langsamer. An der Tür angekommen, klopfte ich kurz und schaute durch den Türspalt. Meine Frau sagte, da bist du ja endlich, wir warten schon eine halbe Ewigkeit auf dich. Schau mal Celine-Joelle dein Papa kommt gerade. Leute, beim Schreiben sehe ich gerade kaum noch was, die Tränen laufen noch heute über meine Wangen und der Klos im Hals drückt ungemein. 

Kein Wort brachte ich heraus 

Das hatte ich bis zu diesem Tag nicht erlebt, so fertig und glücklich zugleich war ich noch niemals in meinem Leben. Trotzdem waren meine Gedanken bei meinen drei Jungs und den mahnenden Worten meiner Mutter. Es blieb die erste Stunde kein Raum, erst viel später schaute ich auf unsere Tochter. Auf den Armnehmen, da war zu Beginn nicht mal im Ansatz daran zudenken, nicht dass ich sie noch fallen lasse. Da saß ich nun in meinem Rolli und war wiederholt Vater geworden, unglaublich. Meine Gefühle machten mich fertig, die Beinspastik war kaum noch zu ertragen. 

Wie soll dies werden – ich als Vater im Rollstuhl?

Vieles hatten wir besprochen und jetzt war zumindest gefühlt alles anders. Ich sagte zu meiner Frau, ich habe noch keinen informiert, ich muss dringend anrufen. Völlig durch den Wind habe ich telefoniert, mit wem, keine Ahnung, rückblickend hatte ich meine Eltern angerufen, die sollten den Rest übernehmen. Meine Mutter sagte noch, Junge pass auf dich auf… wenn du so mit dem Auto nach Hause fährst. So war sie halt!

Die Angst und Unsicherheit 

Ich stand ohne, dass es Tage später noch jemand merken konnte, völlig neben mir. Ich bin jetzt Vater, was für ein Blödsinn, der war ich vorher auch schon, doch die Welt war für mich eine andere geworden. Mein Gedankenspiel ging in alle Richtungen. All das ist immer bei mir, mehr noch in mir. Eine Klammer fürs Herz, Kinder eben!

Vater von drei Söhnen und einer Tochter 

In der MS-Community ist oft etwas zum Thema Nachwuchs zu lesen. Schwangerschaft und MS zum Beispiel gut, das mit der Schwangerschaft habe ich übersprungen und erzählte lieber etwas aus der weniger bekannten Perspektive des Vaters mit MS. 

Vater von drei Söhnen und einer Tochter trotz MS

Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, bedarf es einer kurzen Aufklärung. Denn Vater war ich bereits vor meiner Erkrankung Multiple Sklerose. Dies ist auch einer der Hauptgründe für diesen Blogartikel. Die beiden Erstgeborenen (1979 und 1983) kennen ihren Papa wie sie mich nennen noch gesund. Unser Sohn Julian (1988) erlebte seinen Vater in der Hauptsache nur als den Menschen der mit seiner Intensivpflege beschäftigt war, egal ob in der Klinik oder die wenigen Monate in unserem Zuhause. Meine Frau und ich hatten eine Abmachung, eine Person ist nur für schöne Dinge für Julian da, der andere für alles andere. Was mein Part gewesen ist. Kurz vor seinem Tod mit knapp zwei Jahren ahnte noch keiner etwas von meinen gesundheitlichen Problemen. Außer so ein Gefühl um meinen angeschlagenen Körper. Drei Monate später hatten wir Gewissheit, ich war körperlich und seelisch platt und habe meine Diagnose MS erhalten. 

24 Jahre später - Tochter und Vater
24 Jahre später – Tochter und Vater

Kinderwunsch bei MS

Das war nicht einfach, rückblickend mir aber sehr wichtig. Die Perspektive als Vater mit MS aufzuzeigen, mir so ein Bedürfnis. Wenn es auch hin und her gegangen ist, so habe ich es gefühlt, mehr noch erlebt. Ich hoffe, dass es nicht allzu lang geworden ist? An alle, die bis zum Ende des Blogs durchgehalten haben, meinen Respekt. Schreib deine Meinung / Geschichte gerne unten in die Kommentare.

Multiple Grüße

MS.Powerman 🎗


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